Schwarzes Buch mit klarem Bekenntnis: „Obstbrände & Co"

Cover des Buchs "Obstbrände & Co."
Ein Buch, das sich selbst als „klares Lesevergnügen für hochprozentige Genüsse" apostrophiert, ist bei uns an der richtigen Adresse.

Ein Buch, das sich selbst als „klares Lesevergnügen für hochprozentige Genüsse" apostrophiert, ist bei uns an der richtigen Adresse. "Auf ein Glas" hat sich das Brevier über Obstbrände & Co. zu Gemüte geführt.

Ein Buch, das sich selbst als „klares Lesevergnügen für hochprozentige Genüsse" apostrophiert, ist bei uns an der richtigen Adresse. "Auf ein Glas" hat sich das Brevier über Obstbrände & Co. zu Gemüte geführt.

Bereits die Aufmachung signalisiert weder gewichtiges Fachkompendium sein zu wollen noch exklusiver Ausdruck verstiegener Kennerschaft. Vielmehr kokettiert das kleine schwarze Buch im DIN A6 Format, knapp 160 Seiten stark und mit einer beim Blättern recht störrischen Ringbindung offen mit seinem marketingsinnigen Zweck als Geschenkartikel. Das sei dem Wiley-VCH Verlag gegönnt und ist dem einschlägigen Reihencharakter der "Little Black Books" geschuldet.

Dabei hätte Autor Friedrich Springob sicherlich mehr und anders gekonnt als dieses schmale Bändchen. Das merkt man seiner pädagogischen Souveränität beim Strukturieren und Abmessen der Inhalte, aber noch viel mehr den angedeuteten Auslassungen an: „Denn ein Buch wie dieses hier würde kaum ausreichen, um alle Likörspezialitäten aufzulisten ... ", heißt es etwa im Kapitel „Liköre von Kleinbrennern". Doch bei aller leserwohlmeinenden Behäbigkeit vermittelt das Brevier genügend Inspiration, um sich auf die Materie von Brand, Geist und Wasser erwartungsvoll einzulassen. Das ist dem Autor hochprozentig anzurechnen.

Auf die schmeckende Schliche kommen

Mehr noch: Wer gut trinken will, muss wissen, was er trinkt. Es verlangt eben auch nach wissender Wertschätzung, um fein schmecken zu können. Soviel (ver)kostet halt sinnlicher Genuss. Und genau darauf, macht das Little Black Book dann doch Lust.

Gern, so mutmaßen wir, hätte der beschenkte Obstbrand-Einsteiger zwar erfahren, wie er ein Wasser oder einen Geist zu verkosten hat. Ganz konkret, mit Farbe und Nase, Gaumen und Fantasie. Wenn nicht hier, wo dann? Zwar machen die Beschreibungen einzelner Destillate und ihrer Grundstoffe deutlich, was Brände sensorisch können. Wie man ihnen selbst auf die schmeckende Schliche kommt, ist jedoch nicht nachzulesen.

Dabei traut man genau dies Friedrich Springob durchaus zu. Schließlich hat sich der Mann seine Kompetenz über die Jahre, aller Ortens und leibhaftig angetrunken: seine fachspezifischen Beiträge zum Brennhandwerk in zweifach destillierten Ehren! Aber die Wahrheit ist im Glas und will geborgen werden – dazu fehlt die Hilfestellung. Leider.

Der Ethos und die Hausbar

Wir rücken dieses schlürfende Bedauern nur in den Vordergrund, um klarzustellen, dass wir keinen akademischen sondern einen trinkenden Blick auf destillierte Genussmittel werfen. Soviel Ethos muss sein.

Und alle, die nun eine nüchterne Empfehlung für „Obstbrände & Co." vermissen, können selber nachlesen und über die ersten Flaschen nachdenken, die noch in die Hausbar gehören. Wir dagegen hoffen darauf, mit Friedrich Springob mal auf ein Glas zusammen zu kommen.



Lesend verkostet

Obstbrände & Co
Ein klares Lesevergnügen für hochprozentige Genüsse
Wiley-VCH Verlag, Weinheim, 2015
ISBN: 978-3-527-50837-2

(aeg/ms)