Der Ruf des Namens: Eine gläserne Glosse in eigener Sache

Das Glas des Anstoßes: Die Infografik des Aktionsforums Glasverpackung.
Das Glas des Anstoßes: Die Infografik des Aktionsforums Glasverpackung.

Kennen Sie das? Auf einer großen Party sind Sie geselliger Teil eines regen Gesprächs in kleiner Runde. Um Sie herum ist Musik und raunendes Geplapper und doch hören Sie auf, als in der entgegengesetzten Ecke des Raumes jemand ihren Namen halblaut ausspricht. Sie haben sonst kein einziges Wort verstanden, aber der Ruf des Namens ereilt Sie sicher.

Kennen Sie das? Auf einer großen Party sind Sie geselliger Teil eines regen Gesprächs in kleiner Runde. Um Sie herum ist Musik und raunendes Geplapper und doch hören Sie auf, als in der entgegengesetzten Ecke des Raumes jemand ihren Namen halblaut ausspricht. Sie haben sonst kein einziges Wort verstanden, aber der Ruf des Namens ereilt Sie sicher.

Gerade so ertappte diesen Blog aus dem Medienrauschen heraus eine Meldung des Aktionsforums Glasverpackung. Die der Meldung beigefügte Infografik ließ uns nämlich namentlich aufzucken. Unter dem Titel "Auf ein Glas" versprach sie Aufklärung über der deutschen Weintrinker liebste Verpackung für das Rebenelixir. Nicht, dass das statistisch abgefragte Ergebnis überraschte: Die Glasflasche liegt mit einer an SED-Zeiten erinnernden Quote von 98,5 Prozent vor dem Getränkekarton und der Bag-in-Box.

Allerdings war es ja auch der Titel, der aufhorchen ließ, und nicht der Nachrichtenwert. Dennoch fühlen wir uns mit einem "Auf ein Glas" verständlicherweise angesprochen, das ist halt der Ruf des Namens. Der aber ist trügerisch. Heißen Sie mal Michael, Andreas oder Matthias und machen sich auf einer Ü-50-Party zu den Vornamen der Mitfeiernden kundig. Oder noch besser, schließen Sie die Augen und hören einfach mal den Namensnennungen nach, die sich im Rauschen verbergen.

Es ist der Wein und nicht die Flasche

Solche Namensstatistik erreicht zwar keine SED-Quote, aber die kumulierten Prozente der drei genannten Vornamen lassen beispielsweise die aktuellen Zustimmungswerte für die SPD weit hinter sich. Das mit der SPD ist jetzt ein anderes Thema, hat aber vielleicht auch etwas mit der Verpackung und dem schwierigen Zuhören zu tun. Aber zurück zur Infografik in Sachen Glasflasche. Um die geht es ja in der Umfrage zur beliebtesten Weinverpackung – im Rufnamen, sprich im Titel der Grafik, aber ganz und gar nicht. Dort ist von einem Glas die Rede, genauer einem Trinkglas, und nicht von Glas im Allgemeinen oder einer Weinflasche im Besonderen.

Das ist, noch nüchterne Weinfreunde werden es längst bemerkt haben, schlichtweg gepfuscht – was wiederum zu der SED-Anmutung der Umfragewerte passt. Denn diejenigen, die meinen ein Getränkekarton oder eine Bag-in-Box sei dem Weingenuss nicht prinzipiell hinderlich, trinken ja nicht automatisch aus Pappbechern.

Auf ein Wort

Kurzum, wir fühlen uns durch die Grafik fälschlich angesprochen. Es handelt sich vielmehr um ein Missverständnis, und kein ganz zufälliges. Denn welchem Weintrinker liegt die Flasche näher als das Glas? Wer schwärmt für die Verpackung und nicht den Inhalt, wer genießt das Trinkgefäß und nicht den Wein? Außer dem Aktionsforum Glasverpackung kommt wohl keiner auf diese Idee. Und doch beabsichtigt die Meldung genau dies, indem sie uns das Außen der Flasche als das Innere des Glases darstellt. Werte Kollegen, auf ein Wort!

Dieser Blog jedenfalls kümmert sich weiterhin um das, was im Glas ist und anschließend im Munde schmeckt. Selbst wenn dies in gefühlt 98,5 Prozent der Fälle mit einer Flasche zu tun hat. Doch letztlich geht es um die Flasche ebenso wenig wie um das Glas – das ist ja nur eine Metonymie, wie der Rhetoriker weiß. Genauso wie der Titel dieses Blogs .... sonst hätten wir nicht aufgemerkt.

 

Michael Stolzke/Auf ein Glas