Warum der Elefant im Logo verschwindet

Kein mehr Elefant im Logo, aber einer zum Basteln
Seit Jahren setzt sich die Likörmarke Amarula für den Schutz der afrikanischen Elefanten ein.

Dieses Mal gibt es nichts zu trinken, sondern etwas zum Nachdenken. Eine dünnhäutige Einlassung auf das Verschwinden der afrikanischen Dickhäuter. Über die „Name Them, Save Them“-Kampagne von Amarula.

Inzwischen ist das Trinken auf den Weltfrieden ein wenig aus der Mode geraten. Müßig zu spekulieren, ob unsere Trinkkultur weltvergessener geworden ist oder andere Formeln das lautere Wohl beschwören. Vokabeln wie regionale Herkunft und ökologische Herstellung, Fair Trade und Ressourcen schonende Materialien haben sich im Subtext der Produktbeschreibungen bereits wie selbstverständlich eingenistet. Tun wir schon genug des Guten, wenn wir nur mit Bedacht konsumieren? Und will genussorientierter Konsum überhaupt vernünftig sein, immer so protestantisch brav?

Dieser kleine, missmutige Gedankenausflug verdankt sich einem bunt gemusterten Origami-Elefanten. Ihn zusammenzusetzten ist Teil einer Kampagne, die zumindest den Elefantenfrieden in Afrika retten will – doch dazu später mehr.

Zum wohlfeilen Subtext der Produktbeschreibungen zählt das Bio-Siegel auf dem Etikett ebenso wie der Quadratmeter Urwald, den es als ideelles Onpack auf den Kasten Bier gibt. Das ist meist sogar löblich. Dennoch haftet den wohlmeinenden Promotions oft der Beigeschmack arglosen Gutmenschentums an. OK, dann helfen wir dem Wald gleich mit, wenn der Kasten gerade zum Aktionspreis zu haben ist. Finde ich gut, dass ihr diese Vogelart schützen wollt. Rettet den Trinkspecht?

 

 

Das Verschwinden ist die Botschaft

Seit Jahren setzt sich die Likörmarke Amarula für den Schutz der afrikanischen Elefanten ein. Die Silhouette des Dickhäuters ziert das Logo des Likörs. Die Heimat des Marula-Baumes, aus dessen Früchten Amarula destilliert wird, ist auch die Heimat des afrikanischen Elefanten. Dessen Bestand ist stark gefährdet: alle 15 Minuten stirbt eines dieser majestätischen Tiere. Deshalb will Amarula ein Zeichen setzen – indem es eines weglässt. So wie der Elefant aus der Savanne verschwindet, so lässt der Wildfrucht-Likör den Elefanten in seinem Logo verschwinden. Mit einer auf 100 Flaschen limitierten Edition – ohne Elefanten im Logo – adressiert Amarula nun Multiplikatoren und Meinungsmacher. Sie sollen diese Geschichte erzählen, die drohende Leere zum Thema machen. Mir gefällt die konsequente Geste, das Logo seines markenprägenden Symbols zu berauben. Mich beeindruckt die Entschlossenheit – die eben ohne Gutmenschentum inklusive kommuniziert.

 

"Deshalb will Amarula ein Zeichen
setzen – indem es eines weglässt."


Gleichzeitig mit der Flasche kommt ein Origami-Set ins Haus. Mit etwas Fingerfertigkeit und ordentlich Geduld (Danke @Laura) bastelt man daraus seinen eigenen Elefanten. Jenseits der Entspannungsübung, die damit verbunden ist, das ideale Objekt, um die Geschichte weiter zu erzählen. Und um über sie nachzudenken, ganz ohne Spendenehrgeiz.

Beim Namen nennen: Name Them, Save Them

Der Origami-Elefant schaftt die Verbindung zur aktuellen „Name Them, Save Them“-Kampagne dar. Sie soll einen eigenen, persönlichen Bezug zum Schutz der Elefanten stiften. In einer Online-Savanne gestalten die Mitspieler ihren Elefanten und geben ihm einen Namen. Wird der Elefant per Facebook gepostet und geteilt, wandert ein US-Dollar in den Spendentopf des Schutzprogramms von wildlifedirect. Natürlich ist es der Dollar, der hilft. Aber die Auseinandersetzung mit dem Elefanten soll auch Verständnis und Empathie erzeugen: ohne dafür einen Gewinn in Aussicht gestellt zu bekommen oder auch nur eine Flasche Likör kaufen zu müssen. Das klingt lapidar, ist aber deutlich unverstellter als sonstige Pro Bono-Projekte.

Das hat mir ebenfalls gefallen. Auch deshalb wird hier die Geschichte vom Origami-Elefanten und der Kampagne „Name Them, Save Them“ erzählt. Wer ähnliche Sympathie empfindet, kann sich auf der Website von Amarula als Namensgeber für (s)einen Elefanten engagieren. Und wer ein wenig der Heimat der afrikanischen Dickhäuter nachschmecken möchte, sollte auch den Wildfrucht-Likör probieren.

Und übrigens: am 12. August ist World Elephant Day. Damit wir wissen, worauf wir trinken.

Michael Stolzke/Auf ein Glas